DEG Magazin Saison 2022/23 Ausgabe 3

46 Glück vorbei und das Management und ich haben zusammengesessen, um zu schauen wie es weitergeht. Ich habe direkt kommuniziert, dass ich mir den Trainerposten aufgrund meiner Familie eigentlich nicht weiter vorstellen kann. Dann wurde überlegt, ob meine Familie in die Slowakei zieht. Oder nach Österreich, das wäre sprachlich einfacher gewesen und Bratislava liegt direkt an der Grenze. Aber das hätte alles nicht funktioniert für mich. Wir hätten unsere Kinder aus ihrem sozialen Umfeld reißen müssen. Die haben in Düsseldorf ihre Freunde, ihre Schulklasse, den Kindergarten. Wir haben dann überlegt, ob ich ins Management wechsele. Dort ist man einfach flexibler und muss nicht jeden Tag vor Ort sein. Ich hätte auch mehr von Düsseldorf aus arbeiten können. Bratislava wollte sich nach unseren gemeinsamen Überlegungen dazu beraten und mir vier Wochen später Bescheid geben. Ich musste zu diesem Zeitpunkt eh erneut in die Slowakei für meine zweite Impfung. Dann war Ende Mai und sie haben mir abgesagt. Ihr könnt euch vorstellen, dass die Jobs zu dem Zeitpunkt nicht breit gesät waren. Zwei Wochen nach der Absage aus Bratislava kam aber der Anruf aus Crimmitschau. Ich bin direkt am nächsten Tag hingefahren, wir haben zusammengesessen und hinterher auch mit der Familie beraten was ich mache. Ich habe zugesagt, wie ihr seht! Ihr habt letztes Jahr direkt die erfolgreichste Hauptrunde in der Vereinsgeschichte gespielt. Wie kam das? Hattet ihr wenig Verletzte oder war da auch ein bisschen Glück dabei? Die Mannschaft war ja schon mehr oder weniger komplett, als ich zum Team gestoßen bin. Wir hatten nur noch wenige Positionen offen, darunter die Torhüterposition. Wir haben noch Luka Gračnar verpflichtet, der in der letzten Saison ein riesiger Rückhalt für uns war und einer der Gründe, warum wir so erfolgreich waren. Außerdem hatten wir in meinem ersten Sommer eine richtig gute Vorbereitung. Die Saison hat erst am 1. Oktober angefangen, wir hatten also ganze sechs Wochen vorher zusammen. Diese Zeit hat dem Team wirklich gutgetan. Während der Saison hatten wir viele enge Spiele, die wir aber für uns entscheiden konnten. Ob in der Verlängerung oder in der regulären Spielzeit – wir haben 80% unserer Spiele nur mit einem Tor Unterschied gewonnen. Es hat aber auch nicht alles geklappt in der Spielzeit: Corona hat uns zweimal richtig hart erwischt und wir sind trotzdem zurückgekommen. Das war ein richtig hartes Programm: Wir haben zweieinhalb Monate lang jede Woche drei Spiele gehabt – zusätzlich zu den angeschlagenen Spielern. Trotz allem haben wir gut zusammengehalten. Leider sind wir dann in den Playoffs glatt in vier Spielen gegen Ravensburg ausgeschieden. Man muss ehrlich sagen: Die hatten einfach mehr Qualität im Team. Was ist diese Saison anders? (Zum Zeitpunkt des Interviews stehen die Eispiraten Crimmitschau auf dem 12. Tabellenplatz und haben in sechs Spielen nur einen Punkt geholt.) Im Moment kommt es knüppelhart für uns. Und es wird in den nächsten Wochen auch nicht leichter werden. Unser derzeitiger Tabellenplatz setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen: Die Vorbereitung war wesentlich kürzer, und es gab vom ersten Tag an viel Unruhe, die die Vorbereitung begleitet hat. Dann hatten wir von Anfang an großes Verletzungspech. Derzeit fehlen uns beispielsweise ganze acht Spieler. Leider sind da unsere ersten beiden Center dabei. Sie werden uns monatelang fehlen. Wir konnten noch nicht einmal mit den kompletten Reihen trainieren. Oder nehmt Tamás Kánya: Er hat uns bereits über zwei Monate gefehlt. In der zweiten Partie nach seiner Rückkehr, im Spiel gegen die Lausitzer Füchse hat er sich leider erneut schwer verletzt undmuss sogar operiert werden. Tamáswird uns sicherlichwieder 8 bis 10Wochen fehlen. Der verbleibende Kader ist also stark dezimiert, wir werden die Zähne zusammenbeißen müssen. Wie ist die Erwartungshaltung der EispiratenFans nach den Erfolgen der vergangenen Spielzeit? Ich habe schon im Sommer gesagt, dass wir in dieser Spielzeit wieder bei null anfangen werden, genauso wie alle anderen Mannschaften in der DEL2 auch. Das letzte Jahr zählt ab hier nicht mehr. Auch die anderen Teams haben in der Sommerpause ihre Hausaufgaben gemacht. Leider passt der Anspruch vieler Fans nicht zur aktuellen Situation. Die denken „Wir sind letztes Jahr 6. geworden, dann muss das dieses Jahr auch wieder klappen – mindestens.“ Erfolg erntest du nur mit harter Arbeit und Zusammenhalt imTeam. Und dann brauchst du immer auch noch ein bisschen Glück. So hohe Ansprüche können sich Mannschaften mit dem entsprechenden finanziellen Background leisten. Den haben wir in Crimmitschau leider nicht. Manchmal würde ich mir ein bisschenmehr Bescheidenheit wünschen. Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen. Eine nette Frage zumAbschluss: Sehen wir Dich irgendwann noch mal in der DEL? Das hoffe ich! Trainer in der DEL-Mannschaft ist mein langfristiges Ziel. Ich möchte irgendwann eine DEL-Mannschaft trainieren. Aber: Ich stecke gerade erst in meiner 2. Spielzeit als Cheftrainer in der zweiten Liga. Ich sammele hier wichtige Erfahrungen, die mir dann vielleicht in der ersten Liga weiterhelfen können. Marian, wir wünschen Dir und den Eispiraten Crimmitschau viel Erfolg! Krefeld schmeckte anders als Berlin. WAS MACHT EIGENTLICH...

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