DEG Magazin Saison 2022/23 Ausgabe 3

43 Original und Optimierung: George, Paul, Ringo und John auf der Abbey Road. Andreas, Daniel, Marian und Calle auf der Rochusstraße. nuten eine Spieldauer kassiert. Wir haben also fast das ganze Spiel nur mit vier Verteidigern gespielt und trotzdem 2:0 gewonnen. Ja, das war nur ein Vorbereitungsspiel, aber es war ein sehr guter Einstieg für mich, weil ich so natürlich automatisch viel Eiszeit bekommen habe. Du bist in der Spielzeit auch direkt für die deutsche Nationalmannschaft nominiert worden. Ich habe unter Greg Poss im November dann eine Nominierung zum Deutschland Cup bekommen und war sogar im erweiterten Kader für die Olympischen Winterspiele in Turin. Wir waren schon im olympischen Dorf und bei der Eröffnungsfeier, als dann die NHL-Profis zur Mannschaft stießen und ich vom neuen Bundestrainer Uwe Krupp vor dem ersten Spiel gestrichen wurde. Du warst also schon in Turin und bei der Eröffnungsfeier und im olympischen Dorf und durftest dann nicht spielen? Ja genau. Eine ganze Woche lang war ich damals mit der Nationalmannschaft unterwegs. Wir waren in Turin und sind von da dann noch mal nach Köln zu einem Vorbereitungsspiel gegen Russland geflogen. Die Halle war ausverkauft fast ganz in russischer Hand – eine irre Stimmung! Ärgerst Du Dich heute noch darüber, dass Du nicht spielen durftest? Hast Du Uwe Krupp diese Entscheidung übelgenommen? Das ist fast 20 Jahre her! Sicher ärgert man sich, wenn man so kurz vor dem Turnier noch gestrichen wird. Klar war diese Entscheidung damals eine riesige Enttäuschung für mich. Aber es war auch für Uwe das erste Turnier als Bundestrainer. Nein, ich habe es ihm nicht übelgenommen. Lustigerweise haben wir uns ja dann Jahre später in Berlin wiedergetroffen. Bei uns ist alles in Ordnung, so Entscheidungen gehören zum Eishockey dazu. Du warst dann ganze acht Jahre in Düsseldorf und hast hier sogar deine Karriere beendet. Woran erinnerst Du Dich sportlich besonders gern? Ihr seid ja sogar zweimal Vizemeister geworden und habt einmal den Pokal geholt. Der Pokal kam quasi direkt nach den Olympischen Spielen. Das Pokalfinale war an der Brehmstraße gegen Mannheim, welches wir dank Klaus Kathan 2:1 in der Verlängerung gewonnen haben. Das war natürlich riesig! Der Pokal war gleichzeitig unser letzter Titel und der letzte Titel, den die DEG bis heute gewonnen hat. Meine erste Saison war also wirklich turbulent. Aber auch die anderen Jahre konnten sich sehen lassen: Wir waren insgesamt vier Mal im Halbfinale, haben es zweimal ins Finale geschafft – immer gegen die Eisbären Berlin. Das waren damals die goldenen Zeiten der Eisbären. Wir sind wirklich immer an den Berlinern gescheitert! Trotzdem waren das nicht nur sportlich gesehen wirklich sehr schöne Jahre für mich. Wir hatten immer super Charaktere in der Mannschaft. Und auch fern des Eises gab es nette Aktionen – zum Beispiel haben wir mal mit der Presseabteilung das Cover des Abbey Road-Albums der Beatles nachgestellt. Diese Ideen waren immer innovativ, nie 08/15. Das muss man der DEG und Frieder Feldmann erstmal nachmachen. Nach diesen erfolgreichen Jahren kam dann plötzlich die Saison nach dem Metro-Ausstieg. Und sofort war alles ganz anders. Wir hatten damals viele sehr junge Spieler in der Mannschaft, die ganz am Anfang ihrer Karriere standen und teilweise auch noch nicht so weit waren um in der DEL zu spielen. Das muss man ehrlich zugeben. Natürlich haben uns die Jungen Wilden durch diese harte Zeit mitgetragen, auch in der Kabine. Aber sportlich gesehen war dieses Jahr schon anders, als die vorherigen. Wann hast Du entschieden, dass Du nach diesem wilden Jahr deine Karriere beendest? Das war keine freiwillige Entscheidung. Mitte Februar haben wir gegen Nürnberg gespielt, es war also kurz vor dem Saisonende. Ich habe einen Schuss geblockt und mir eine dreifache Fraktur in meiner Hand zugezogen. Wir hatten zu dem Zeitpunkt noch ungefähr zehn Spiele vor der Brust und ich konnte nicht mehr spielen. Ich hatte sogar zwei Angebote für die nächste Saison, hätte beispielsweise noch in der DEL2 spielen können. Aber das wollte ich nicht und habe dann meine aktive Karriere in Düsseldorf beendet. War für Dich von vorne herein klar, dass Du deine Karriere als Trainer fortsetzt? Oder hättest Du Dir auch einen normalen Job fern des Eises vorstellen können? Direkt nach meinem Karriereende hatte ich keine leichte Zeit, weil ich nicht wusste wo es mal hingeht. Ich habe mir viele Gedanken um meine Zukunft gemacht und bin nach unserer Saison zwei Wochen nach Nordamerika geflogen. Dort habe ich Sulzi und Holzi (Alexander Sulzer und Korbinian Holzer, Anm. d. Red.) zwei Wochen in Toronto und Buffalo besucht. Das hat mir sehr gut getan. Ich hatte vor diesem Trip schon vor, dem Sport irgendwie verbunden zu bleiben und mir in der Sportbranche einen Job zu suchen. Das Vorhaben Trainer zu werden, hat sich dann nach und nach entwickelt: Ich bin mit Jeff Tomlinson in Kontakt geblieben. Irgendwann vor Weihnachten hat Berlin die European Trophy gespielt, das war das Vorgängerturnier der Champions Hockey League. Diese Spiele habe ich besucht, bin mit den Verantwortlichen um Peter-John Lee ins Gespräch gekommen und habe dann dort angefangen mitzuarbeiten. Das war für mich ein super Einstieg in meine Trainerkarriere. Ausgerechnet Berlin! Ja, für mich gehört Berlin nach wie vor zu den Top-Organisationen in Europa. Der Karrierestart dort war ein absoluter Glücksfall. PJ Lee ist für mich DER Fachmann in Deutschland. Man muss sich nur mal anschauen, was er dort mit seinem Team in Berlin aufgebaut hat. Die haben ihre Spieler dieser goldenen Ära ja fast alle selbst ausgebildet. Ich habe von vielen Leuten dort einiges gelernt, auch die Zusammenarbeit mit den LA Kings war natürlich sehr spannend. Und dann kam Krefeld. Meine Zeit in Berlin ging dann irgendwann zu Ende. Im Eishockey gibt es ja nur eine begrenzte Anzahl an Jobs, dazu kommt die harte Konkurrenz. Vieles läuft nur über Beziehungen. Unser älterer Sohn ist in Berlin geboren. Er sagt immer „Ich bin ein Berliner“. Und zu dem Zeitpunkt war unser zweiter Sohn unterwegs, er ist im Juli in Düsseldorf auf die Welt MARIAN BAZANY

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