DEG Magazin Saison 2022/23 Ausgabe 3

14 terscheide, ob man einen bestehenden Vertrag verlängert oder einen neuen Spieler holt. Bei Verlängerungen kann das lockerer gehandhabt werden. Dennoch denke ich, dass es für die Leistungen besser ist, wenn nicht so viele Wechsel so früh feststehen. Bei mir ist das jedenfalls so. “Ich bin da kein schneller Denker” Du nimmst mit anderen Spielern am Deutschkurs teil, den bei der DEG immer der engagierte Heinz-Rudi Spiegel (Grüße!) durchführt. Wie läufts? Gut. Wenn es zeitlich geht, treffen wir uns einmal pro Woche. Wir machen da in erster Linie Alltags-Dialoge und diese Dinge. Außer mir sind noch Stephen MacAulay und Alec McCrea dabei. Wer ist dabei fleißig, wer ist faul? Niemand ist faul! Alle, die dabei sind, arbeiten hart. Wenn wir extra zu einem Kurs gehen, wollen wir auch etwas lernen, das ist doch klar. Was ist Dein liebstes deutschesWort? Hm, manche davon sollte ich hier nicht nennen. Das ist eher Trash Talk. Also nehme ich das coole deutsche Wort “schnell”. Das hat für Norweger einen schönen Klang. Bist Du ein Trash Talker? Eher nicht. Das würde mich nur ablenken. Ich würde auch immer zu lange brauchen, um etwas Passendes zu sagen. Wenn mir was eingefallen ist, ist die Situation oft schon vorbei und der Gegenspieler schon weg. Ich bin da kein schneller Denker. Manchmal ist das schade. Verrückt. Was ist für Dich typisch deutsch? Da muss ich überlegen. Es gibt für uns Norweger diesen positiv gemeinten Slogan “Made in Germany”. Das bedeutet, dass Dinge, die in Deutschland gebaut werden, besonders lange halten. Für die Dinge, die aus China kommen, gilt das beispielsweise nicht. Dieses Qualitätsmerkmal ist für mich und viele meiner Landsleute typisch deutsch. Lustig. Und wir dachten, diese Zeiten wären lange vorbei. Was hast Du im Sommer vor DeinemWechsel nach Düsseldorf gemacht? Ich war unter anderem zuhause in Norwegen bei meinen Eltern und bei Freunden. Ich gehe jedes Jahr beispielsweise eine Woche mit meinem Vater in unseren Bergen wandern. Das haben wir auch diesmal gemacht. Erfüllst Du das Klischee, dass alle Norweger an irgendeinem malerischen Fjord eine malerische Blockhütte besitzen, natürlich rot? In der Tat haben wir eine Hütte, aber die liegt nicht direkt an einem Fjord. Das ist aus Umwelt und Naturschutz-Gründen nicht mehr erlaubt. Wir haben aber eine Skihütte weiter oben, die auch Ausgangspunkt für Wanderungen im Sommer ist. Die Gegend dort ist wirklich schön. Kommen wir zurück zum Sport. Du strahlst auf dem Eis auch in hektischen Momenten eine unheimliche Ruhe aus. Was ist Dein Geheimnis? Das versuche ich seit vielen Jahren so zu machen. Als Jugendlicher war ich noch oft sehr emotional. Dann hat ein Trainer zu mir gesagt “Stell Dir das Torwartspiel wie eine Autofahrt vor. Wenn da der Fahrer hektisch und nervös ist, werden es die Mitfahrer auch, weil sie nicht wissen, was passiert und warum das so ist." Im Eishockey ist es ähnlich. Wenn das Spiel eng und die Halle laut ist, gucken die Spieler auch zu ihrem Torwart und schauen, wie er agiert. Wenn der Torwart cool ist, hilft das auch den Spielern. Natürlich bin auch ich manchmal sauer oder glücklich oder frustriert, aber ich zeige es nicht. Das beruhigt das Team, davon bin ich überzeugt. “Stell Dir Torwartspiel wie eine Autofahrt vor” Uns Schreiberlinge und die Zuschauer übrigens auch. Was könnte Dich auf dem Eis überhaupt noch erschrecken? Ich glaube, gar nichts mehr. Ich habe so viele Spiele gemacht, auch entscheidende Relegationsspiele, Olympia, Weltmeisterschaften, dass mich so schnell nichts mehr aus der Ruhe bringt. Negative Momente mit negativen Gedanken können auch wichtig sein, aber mir passiert das wirklich nicht mehr oft. Ich komme mit der ruhigen Art am besten zurecht. Es gibt da dieses außergewöhnliche Foto. Im Vordergrund sieht man Daniel Fischbuch, der gerade vor ausverkaufter Halle das 2:1 gegen Köln gemacht hat. Im Hintergrund sieht man die Kurve ausrasten. Und dazwischen stehst Du, seelenruhig, als ob nichts wäre. Woran hast Du in diesemMoment gedacht? Dass ich den nächsten Puck halten will. Sonst nichts? Natürlich habe ich mich in diesem Moment auch sehr gefreut. Aber ich versuche, in Spielen nicht zu viele emotionale Ups und Downs zu haben. Lieber konzentriere ich mich auf die nächste Situation. Während eines Spiels feiere ich eh nie allzu viel. Auch das bringt Dich nur aus der Konzentration. Ein letztes Mal dieses Thema: Was denkst Du über die letzten Minuten des Köln-Spiels? Dass das nicht häufig passiert, aber es kann eben vorkommen. Ich lag in meiner Karriere schon einige Male aussichtslos 0:4 hinten und habe noch 5:4 gewonnen. Ich hatte auch Spiele, wo mein Team 5:1 geführt und noch 5:6 verloren hat. Das ist doch genau das, wofür wir diesen Sport lieben. Ein Tor fällt oft in den letzten Sekunden, zwei sind natürlich selten. Aber im Eishockey ist das eben möglich. Toller Sport. Auch wenn es für uns bitter war. Ok, abgehakt. Was ist ganz allgemein Deine Lieblingsparade? Ein cool pariertes 2 auf 0, ein gehaltener Schlagschuss oder was für eine Art Save ist es? Meine Antwort mag Euch überraschen und vielleicht auch langweilig sein. Aber meine Lieblings-Parade ist die, die völlig unspektakulär wirkt. Die leicht aussieht. Wenn der Zuschauer denkt “Och, direkt auf den Mann geschossen, den halte ich auch”. Wobei ich in meinem Herzen aber weiß, dass es ein schwieriger Save war. Und was ich vorher dafür leisten musste, um genau in dieser Position zu sein. Der Save mag leicht aussehen, der Weg dahin ist aber das Schwierige. Man ist weit draußen, rechts, links und dann doch in der richtigen, der “langweiligen” Position. Der Stürmer schießt Dir dann auf die Brust. Sieht Unseren Goalie kann wenig bis nichts erschrecken. HENRIK HAUKELAND

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