DEG Magazin Saison 2022/23 Ausgabe 2

16 Spieler-Roger mit Goldmedaille. Wir haben eine Geschichte aus Kasseler Zeiten gefunden, bei der Du fast gestorben bist. Was ist da genau passiert? Das war eine schlimme Geschichte. Wir haben auswärts bei den Eisbären Berlin gespielt. Es war eine 2-auf-1-Situation und ich habe unserem Außenstürmer einen Pass gegeben. Ich bin weiter in die Mitte gefahren und auf dem Weg dorthin mit Berlins Derek Meyer zusammengestoßen. Er ist einfach in mich reingefahren. Meyer kam vom Wechsel, ich konnte ihn absolut nicht sehen. Bevor ich auf dem Eis aufgekommen bin, war ich ohnmächtig. Zum Glück habe ich beim Zusammenstoß den Helm aufbehalten. Sonst wäre der Unfall noch übler ausgegangen. Die Ärzte der Eisbären waren sofort zur Stelle und konnten mir helfen. Hinterher haben sie erzählt, dass ich blau im Gesicht war und völlig verkrampfte, weil mir Sauerstoff fehlte. Ich lag eine Woche in Berlin im Krankenhaus, hatte die Nase gebrochen und dazu eine krasse Gehirnerschütterung. Hat Deine Frau danach nicht sowas wie "Hör auf mit dem Quatsch" gesagt? Nein, das hat sie zum Glück nicht. Sie hat schon immer großes Verständnis für meinen Job gezeigt. Ich war ja auch nie groß verletzt – außer in dieser Saison. Und da dann direkt gleich zwei Mal schwer. Bei der anderen Verletzung habe ich in Schwenningen einen Schläger unter das Visier bekommen. Da hatte ich eine größere Verletzung der Netzhaut meines Auges. Ich musste gelasert werden. Die Verletzung in Schwenningen kam zuerst, Berlin war danach. Nach diesen beiden schweren Blessuren war ich nicht mehr der gleiche Eishockeyspieler wie vorher. Ich hatte danach ziemlich Angst. Nach so Unfällen stellt man sich nämlich dann doch die Frage "Ist Eishockey das wirklich wert? Du hast Kinder und eine Frau zu Hause...". Aber es ist ja zum Glück gut für mich ausgegangen. Meyer hat mich übrigens hinterher nicht mal im Krankenhaus besucht. Berlin hatte damals zwei Schweden, die haben sich um mich gekümmert. Nach Kassel bist Du zurück nach Rögle gegangen. Haben sie Dich dort wieder aufgenommen? Oder hieß es "Da kommt der aus Malmö"? Doch, klar haben sie mir das aufs Brot geschmiert – mehrfach. Da gab es auch nach so langer Zeit immer noch Leute, die nachtragend waren und den "Herrn Hansson" nicht mehr gegrüßt haben. Trotzdem habe ich zum Schluss meiner aktiven Eishockeykarriere noch einmal zwei Jahre für Rögle BK gespielt. “...aber dafür bei meinen eigenen Kindern einiges verpasst Wie ging es dann für Dich weiter? In diesen beiden letzten Jahren habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, ob ich mein Leben lang Eishockeyspielen möchte. Dazu kam, dass Rögle sich zu dieser Zeit in einem spannenden Umbruch befunden hat. Ich sollte als Spieler schon Teil dieses Umbruchs sein und dabei helfen, wieder in die erste Liga aufzusteigen. Das ist uns in meiner aktiven Zeit aber leider nicht geglückt. In dieser Zeit gab es nur drei Mitarbeiter auf der BK-Geschäftsstelle. Man fragte mich, ob ich nicht vielleicht den Bereich Werbung und Sponsoring übernehmen möchte. Wollte ich, das habe ich dann dreieinhalb Jahre gemacht. In den drei Jahren ist der Verein kontinuierlich gewachsen. Dann ging es für Dich vom Büro zurück aufs Eis – wie bei Daniel Kreutzer! Ja, das stimmt – und später wieder zurück ins Büro! Aber der Reihe nach: Rögle BK wollte einen Manager einstellen und ich wurde gefragt, ob ich mir dieses Amt für mich vorstellen könnte. Konnte ich, die Position hatte ich dann vier Jahre inne. Rögle wurde immer größer, der ganze Verein ist enorm gewachsen. Mein Handy klingelte Tag und Nacht. Ich habe mich damals sogar um die Spielerwohnungen gekümmert, aber dafür bei meinen eigenen Kindern einiges verpasst. Das wollte ich nicht und so wurde ich Co-Trainer der ersten Mannschaft. Diese Position hatte ich drei Jahre inne. Der eigentliche Headcoach hat während meiner vorerst letzten Spielzeit leider Parkinson bekommen, weshalb ich zeitweise auch als Headcoach eingesprungen bin. Diese Saison war wirklich sehr chaotisch. Danach kamen bei mir Zweifel auf, ob ich wirklich ein Leben lang der "EishockeyRoger" sein will. Also zurück ins Büro? Sogar fast weg vom Eishockey. Ich hatte Glück: Ein Freund von mir hatte eine Fußbodenfirma und hat mich direkt als Projektleiter eingestellt. Bei dieser Firma habe ich zwei Jahre gearbeitet. Bis das Telefon ging und Rögle - schon wieder – einen Sportchef sowie einen U18-Trainer gesucht hat. Ganz weg vom Eishockey war ich aber auch nicht. Während meiner Jahre in der Fußbodenfirma habe ich bei meinem Heimatverein Helsingborg ehrenamtlich bei der U20 mitgeholfen. Richtig losgekommen bin ich also nie so richtig. Die zwei Jahre haben wir aber gezeigt, dass ich keine halben Sachen machen will. Entweder arbeite ich ganz im Eishockey oder eben gar nicht. Ich habe Rögle also wieder mal zugesagt und bin seitdem 100% beim Eishockey geblieben. Wie bist Du dann in die Schweiz gekommen? Da ist ein bisschen meine Zeit in Kassel dran schuld. Meine Familie und ich haben uns damals sehr wohl gefühlt. Wir haben uns dann vorgenommen, dass wenn die Kinder groß sind und ich noch mal die Chance aufs Ausland bekomme, wir das Angebot annehmen. Ich war schließlich fast meine ganze Karriere in Rögle, da wollte ich mit Zug noch einmal etwas anderes erleben. Jetzt wird es spannend: Im Jahr 2022 rief dann Düsseldorf an... Nein. Das lief anders. Als ich aus Rögle wegwollte, habe ich einen befreundeten Agenten engagiert. Er hat bei Clubs in ganz Europa angefragt und ich habe über ihn das tolle Angebot aus Zug bekommen. Nach ein paar Jahren wollte ich dort weg. Meine Mannschaft konnVier Hansson-Frauen, kein Eishockey. ROGER HANSSON

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