DEG Magazin Saison 2022/23 Ausgabe 2

13 Du musstest bis jetzt sehr viele Ausfälle verkraften... Generell ist es so, dass jede Mannschaft in unterschiedlicher Intensität mit diesem Problem zu kämpfen hat. Aber natürlich ist es für uns sehr schade, dass wir noch in keinem Spiel das komplette Team zur Verfügung hatten, weder in der Vorbereitung noch in der Liga. Wir wissen noch nicht, wie wir spielen werden und spielen können, wenn alle dabei sind. Aber damit müssen und werden wir klarkommen. Du hast auch deshalb die Angriffs-Reihen einige Male umgestellt und ändern müssen. Eine Mannschaft und ihre Offensiv- und Defensivreihen sind ein lebendiger, sich entwickelnder Prozess. Verletzungen, Ausfälle oder Formschwankungen führen dazu, dass man hier immer flexibel sein muss. Wir müssen uns anpassen und immer schauen, wer mit welchen Mitspielern am besten harmoniert und dann vielleicht umstellen. In der Offensive ist es oft wichtig, funktionierende Tandems zu bilden. Dann ist es oft leicht, einen passenden Dritten dazu zu stellen. Wenn wir etwas gefunden haben, was gut funktioniert, ist Kontinuität natürlich gut. Was waren bislang Deine drei schönsten DEG-Momente? Da gibt es viele. Natürlich war das ÜberzahlTor von Josef Eham gegen Iserlohn ein toller Moment. Es war unser erster PowerplayTreffer überhaupt. Dazu hatte Seppi zuvor einige Chancen vergeben, also war es auch für ihn wichtig. Er ist einfach weiter hungrig geblieben und hat das dann gut gemacht. Ein toller, schneller Move. Schön war auch der erste Sieg im ersten Spiel gegen Ingolstadt. Wir führen bereits 3:0, fangen dann drei Gegentreffer und gewinnen doch noch in Overtime ins leere Tor. Das war ein guter Start und sehr emotional. Aber es gibt auch Kleinigkeiten, die mich freuen. So hat im zweiten Spiel gegen Ingolstadt Eham – wieder er, aber das ist jetzt Zufall – kurz vor Schluss gleich zwei Schüsse mit dem Fuß geblockt. Darum geht es, um diesen Spirit: “Ich will dieses Spiel gewinnen und bin bereit, den Preis dafür zu bezahlen.” So etwas ist genauso viel Wert wie ein eigenes Tor und ebnet genauso den Weg zum Sieg. Das hat mich sehr gefreut! Ohne einzelne Spieler besonders loben zu wollen, fällt schon auf, dass Spieler wie Blank, Borzecki und Eham schon sehr abgeklärt auftreten und gar nicht so sehr wie Nachwuchsstürmer wirken. Das ist auch so. Sie nehmen eine gute Entwicklung und haben gute Spiele gemacht. Durch die Daten und Statistiken von wisehockey, die wir jetzt neu erheben können, sehen wir das bestätigt. Sie werden künftig auch mehr Tore machen, wenn sie sich noch mehr an das Niveau der Liga gewöhnt haben. Wie kann ich den letzten Pass noch besser spielen, wie gegen einen guten Goalie doch das Tor machen? Das sind alles Dinge, wo sie sich mit mehr Erfahrung noch entwickeln können. Sie sind voll dabei. Auch Junemann macht Spaß, Stephen Harper hat gepunktet, das ist ebenfalls gut. Joonas Järvinen ist mit seiner Präsenz sehr wichtig für uns, ebenso wie Alec McCrea, der ein super Typ ist. Viele Spieler machen viele Kleinigkeiten richtig, auch wenn man das nicht immer so direkt sieht. Wie gesagt, die prinzipielle Richtung im Team stimmt. Kommen wir zum privaten Roger Hansson. Du hast eben schon Deine Schwester erwähnt. Wie sieht es generell mit Eishockey in Deiner Familie aus? Also meine Schwester spielt kein Eishockey. Sie ist früher geschwommen und war von meinem ganzen Eishockey eher ein bisschen genervt, weil das so viel Familienzeit in Anspruch genommen hat. Dafür haben mich meine Eltern in meiner Jugend sehr unterstützt. Ich bin in Helsingborg aufgewachsen, das ist ungefähr 30 km von Ängelholm entfernt gewesen. Mein Vater und meine Mutter haben mich immer wieder hingefahren und abgeholt, da müssen ganz schön viele Kilometer zusammengekommen sein. Meine Schwester hat ihren Sport aber immer nur hobbymäßig betrieben und hat einen normalen Job. Ann-Louise wohnt noch heute in Helsingborg und ist schon dreifache Oma! Heute ist sie natürlich stolz auf ihren Bruder. Damals eher weniger. “Das war eine schwierige Zeit für alle” Wie oft seht Ihr beiden Euch? Jetzt war sie ja gerade da, aber ansonsten viel zu selten. Ihre drei Enkel wohnen auf Mallorca, meine drei Töchter wohnen in Stockholm und in Malmö. Wir sind also dauernd unterwegs um alle zu sehen, da bleibt die Geschwisterbeziehung zu oft auf der Strecke. Was machen Deine Eltern? Meine Mutter ist leider an Krebs gestorben, als ich 18 Jahre alt war, Ann-Louise war da erst 16 Jahre alt. Das war eine schwierige Zeit für alle damals. Mir hat Eishockey sehr geholfen, das war mein Ventil. Für meine Schwester war diese Zeit noch ein bisschen schwerer als für mich. Leider hat meine Mutter meinen Erfolg im Eishockey überhaupt nicht mehr erlebt. Sie hat noch mitbekommen, dass ich als Nachwuchskraft bei Rögle BK aushelfen durfte. Aber den ganzen Rest leider nicht mehr. Sie ist sehr schnell gestorben. Im April kam die Diagnose und im September ist sie gestorben. Das ist traurig. Hat wenigstens Dein Vater Deine Karriere dafür umso leidenschaftlicher verfolgt? Oh ja, das hat er. Leider ist auch er schon verstorben, mit 73 Jahren ebenfalls an Krebs. Das war immer noch viel zu früh, aber dafür hat er meine Eishockeystationen verfolgen können. Er war sehr oft im Stadion und hätte gerne das Olympiafinale in Lillehammer gesehen – er hat aber keine Tickets bekommen! Ich hatte auch in Kassel oft Besuch von ihm. Wie alt warst Du, als Du mit Eishockey angefangen hast? Ich muss gestehen, dass ich erst mit Fußball begonnen habe. Da war ich fünf Jahre alt. Eishockey kam dann dazu, als ich sieben war. Bis elf Jahre habe ich dann bei meinem Heimatverein Helsingborg gespielt. Die Strukturen da waren aber leider nicht so gut, weshalb ich dann gewechselt bin. Mich hatte der Ehrgeiz gepackt, ich wollte unbedingt professionell Eishockey spielen. Das war in Helsingborg zu dem Zeitpunkt nicht möglich. Über einen Kontakt meines Vaters bin ich dann zu Rögle in Ängelholm gewechselt, habe dort den restlichen Nachwuchs durchlaufen und ganze sieben Jahre als Profi gespielt. Mein erstes Profijahr hatte ich mit knapp 16 Jahren, das war schon für damalige Verhältnisse sehr früh. “Mit diesem einen Schuss hätte ich mich unsterblich machen können” Uns kommt es in Deutschland so vor, als ob ihr Skandinavier da oben vieles richtig macht. Egal ob es um die Bildung geht oder Digitalisierung oder E-Mobilität. Empfindest Du das auch so? Ich habe zuletzt lange in der Schweiz gelebt. Die drei von der Bank-Stelle: Daniel Kreutzer, Roger Hansson und Thomas Dolak. ROGER HANSSON

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